Ausserdem verändert sich die Philosophie der Foto-Bearbeitung stark je nachdem, wofür dieses #Foto gemacht wurde.
Wenn ihr auf dem Foto in euren Bewerbungsunterlagen um 10 Jahre jünger aussehen als ihr seid, dann führt dies bei euren potenziellen Arbeitgebern in den ersten Sekunden des Bewerbungsgesprächs zu Misstrauen. Wenn ihr jedoch ein mit Photoshop bearbeitetes Bild eurer Mutter schenkt, dann ist sie sicher nicht beleidigt, wenn sie aussehen wird, wie auf der Titelseite der VOGUE.
Man fragt mich oft: ist es möglich, ein Foto so zu machen, damit keine Bearbeitung nötig ist, damit man mit dem Computer nichts ändern muss? Meine kürzeste Antwort auf diese Frage lautet ‚ja und nein‘, aber ich gebe besser eine lange Antwort. (Ich rede gern viel.)
Also,
wozu brauchen wir Fotografen, einen Computer?
Die Profi-Fotografen machen ihre Fotos im Format RAW, und das wird als «roh» übersetzt. Könnt ihr euch an Negative erinnern? RAW ist ein digitales Negativ, Ausgangsmaterial. Die Arbeit am Negativ gibt einem eine grosse Macht über das Ausgangsmaterial.
Und um dieses Negativ zu ‚entwickeln‘, müssen die Dateien mit einem speziellen Programm «Camera Raw-convertor» bearbeitet werden. Ist das schon eine Bearbeitung? Ja, denn dort gibt es viele Einstellungen und im besten Fall reicht es für ein schönes Foto. Ist es möglich, diese Bearbeitung zu vermeiden? Ja, es ist möglich, aber dann muss man die Fotos im Format jpg machen. Dann aber passiert eigentlich dasselbe, nur dass die Kamera diese ‚convertion‘ selber macht.
Die Fotokamera hat aber keine Ahnung, zu welchem Zweck ein Foto gemacht wird!
Die Fotokamera funktioniert nach Algorithmen, sie ist ein Computer und kein Mensch. Ein guter Fotograf hingegen zieht es vor, nicht der Fotokamera zu vertrauen, sonders so viel wie möglich bei allen Fotos manuell zu machen – vom Fokus bis zum Diaphragma bis zum Kontrast und der Farbe.
Fortsetzung folgt